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Freitag, 29.03.2024

Fließgewässer in Gladbeck

Becks Mühlenbach Oberlauf©Michael Korn

Bäche – die Lebensadern der Gladbecker Landschaft

Vom naturnahen Bach bis zum Abwasservorfluter reicht die Palette der Gladbecker Fließgewässer. Die Stadt Gladbeck ist durch Landwirtschaft und Bergbau geprägt worden; das bedeutet verständlicherweise Eingriffe in die Landschaft. So ist es nicht verwunderlich, daß die naturnahen Fließgewässerbereiche nur wenige Kilometer betragen. Darüber hinaus fällt es dem Betrachter oft sehr schwer, sie überhaupt zu entdecken, weil sie größtenteils verrohrt sind. Dieses Schicksal hat z . B. die Gladebecke ereilt.

Nicht anders behandelt wurden die Keimzellen der Bäche, die Quellen. Waren sie früher kultische Orte, so sind sie heute häufig nur noch Müllplätze. Quellen bilden einen begrenzten und besonderen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Hydrologie beschreibt sie als Austrittsstellen des Grundwassers. Die Quellen im Gladbecker Stadtgebiet sind klein und auf Quellnischen zusammengeschrumpft. Aus floristischer und faunistischer Sicht sind nur noch Fragmente intakter Quelllebensgemeinschaften vorhanden.

Das Gladbecker Bachsystem gehört über die Emscher, Gewässer zweiter Ordnung, und die Boy als Grenzbach im Südwesten des Stadtgebietes als Gewässer dritter Ordnung zum Flußsystem des Rheins . Fast alle Bäche entwässern zur Boye hin , eine Ausnahme bildet der Becks Mühlenbach im Gladbecker Norden . Mit der Breiker Becke entwässert er zur Lippe hin.

Der Becks Mühlenbach ist zwar nicht das bekannteste Fließgewässer im Stadtgebiet, dafür aber das aus naturkundlicher Sicht Naturnaheste. Was viele Bäche in unserer Stadt nicht mehr besitzen, ist eine Weichholzaue, die auch als Erlenbruchwald bezeichnet wird. Nur der Becks Mühlenbach hat sie noch mit der typischen Pflanzengesellschaft. Besonders im Frühling bietet er eine Farbenbracht ohnegleichen. Sumpfdotterblume, Lerchensporn, Waldprimel, Milzkraut, bitteres Schaumkraut und andere Pflanzen blühen um die Wette. Trotz Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Bergbau konnte er seinen Charakter als Lebensader der Landschaft behalten.

Der Brabecker Mühlenbach entspringt im Norden der Zeche Zweckel in der Nähe des Schanzenhofes. Er wird sehr stark durch die Landwirtschaft geprägt. Das bedeutet, die landwirtschaftliche Nutzung geht bis ans Bachufer heran. Im Oberlauf herrscht Grünland in teilweise extensiver Bewirtschaftungsform vor. (Ein – bis zweimal Mähen im Jahr). Leider ändert sich im weiteren Verlauf des Baches die Nutzung zur intensiveren Ackerlandbewirtschaftung; das hat natürlich Folgen für den Lebensraum Bach: Begradigung des Bachverlaufes zur besseren Bewirtschaftung, Eintrag von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Dünger; durch die Fruchtfolge bedingt, auch Eintrag von Oberboden, weil die Ackerflächen lange Zeit ohne schützende Pflanzendecke bleiben. Nährstoffe gelangen in die Aue und in den Bach.

Fast das gleiche Schicksal ereilte den Haarbach; er ist nur noch ein Fragment eines ehemaligen kilometerlangen Bachsystem . Die zirka 100 jährige Bergbaugeschichte der Stadt Gladbeck hat besonders im Stadtgebiet Brauck die Unterläufe der Fließgewässer Boye, Hahnenbach, Nattbach und den Wittringer Mühlenbach zu Abwasservorflutern degradiert.

Fließgewässer im Ballungsraum sind von allen Gewässern diejenigen, die vom Menschen am meisten verändert wurden. Typische Vertreter dieser Bäche sind der Nattbach und der Quälingsbach, oft extrem zerstückelt und auf kurzen Fließgewässerstrecken verschiedene Aus – und Umbaumaßnahmen ausgesetzt gewesen . Das führt dazu, daß der Nattbach im Oberlauf ein Naturschutzgebiet ist, im Mittellauf teilweise verrohrt und im Unterlauf ein Abwasservorfluter ist. Es wird zwar versucht, die Sünden der Vergangenheit wieder rückgängig zu machen, z . B. durch naturnahe Umgestaltung des Emschersystems, aber leider sind einige Schäden nicht mehr reparabel.

Michael Korn