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Dienstag, 19.03.2024

Altholz gehört in den Wald

Waldbild Totholz©Michael Korn
Goldglänzender Laufkäfer©Michael Korn

Totholz ist Leben

Was für den Laien ein Widerspruch in sich ist, das Altholz oder Totholz Leben bedeuten soll, das ist es für den Fachmann keineswegs. Totholz enthält eine Vielzahl von Organismen, die sich im Laufe der Evolution an diese Lebensstätte angepaßt haben. Noch etwas Wichtiges vorweg! Gartenabfälle, die von einigen Zeitgenossen in die Wälder gekippt werden, sind nicht das gleiche wie Tot – oder Altholz im Wald. Das kubikmeterweise Abkippen von Gartenabfällen ist kein lobenswerter Akt, sondern einfach Umweltfrevel. Totholz entsteht durch das Absterben von Bäumen und Ästen aufgrund biologischer oder physischer Ereignisse wie Brand, Blitzschlag, Windwurf und so weiter.

Leider hat sich der natürliche Charakter unserer Wälder im Laufe der Zeit sehr stark verändert. Neue Forstwirtschaftsmethoden, Monokulturen lassen angeblich keinen Raum für eine natürliche Waldentwicklung. Übertriebene Ordnungsliebe, die Vorstellung von einem sogenannten schönen Waldbild haben dafür gesorgt, daß ganze Wälder leergeräumt wurden. So ist es kein Wunder, daß Tier und Pflanzen die auf Altholz angewiesen sind, auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen.

Die Bedeutung des Artenschutzes ist besonders gut bei den Käfern zu belegen. So Leben zirka 25 Prozent aller in der Bundesrepublik Deutschland vorkommenden Käferarten am Holz verschiedener Zerfallstadien. Zum Beispiel sind Hirschkäfer, Nashornkäfer und der Moschusbockkäfer in der Larvenentwicklung auf Totholz angewiesen! Von den Insektenlarven im Holz ernähren sich die Spechte und andere heimische Vögel. Der Specht zimmert auch gerne für sein Nest Höhlen ins morsche Holz. Diese Baumhöhlen nutzen viele andere Tiere als Nistplatz, Sommer – oder Winterquartier, wie Bilche, Fledermäuse, Vögel und Insekten.

Es verwundert doch sehr, daß in den Wäldern der Stadt Gladbeck der Totholzanteil so gering ist! Bei einer naturnahen Waldbewirtschaftung sollte ein Anteil von fünf bis zehn Kubikmeter Totholz pro Hektar Wald möglich sein. Der Hinweiß auf die Verkehrssicherheitspflicht ist zwar richtig in der unmittelbaren Nähe von Wegen; das kann aber doch nicht bedeuten, daß jeder tote Baum im Bestand gefällt werden muß.Totholz bedeutet mehr Leben, mehr Vielfalt an Tieren und Pflanzen im Wald. Je artenreicher ein Waldlebensraum, desto stabiler ist er gegen äußere Einflüsse. Für den Menschen ist der Tot ein Tabuthema, in der Natur kann er ein Faktor der biologischen Vielfalt sein.  

Michael Korn