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Samstag, 20.04.2024

Krötenretter

Amphibienrettung©M.Korn

Wer sich ehrenamtlich als Krötenretter engagieren möchte, kann sich in der Umweltabteilung melden. Ansprechpartnerinnen sind Carolin Reich, zuständig für das Projekt Innovation City-Stadtmitte sowie Umwelt- und Artenschutz, unter der Telefonnummer 02043/992503 oder Sophia Sprang, deren Aufgabengebiet Innovation City-Rentfort Nord ist, unter 02043/992351.

Frösche und Kröten leben gefährlich

Einige neuralgische Punkte in Gladbeck sind die Ellinghorster Straße insbesondere die Bereiche entlang des Wittringer Waldes bis zur Gaststätte Wilms, Parkplatz Haus Wittringen Burgstr. Randbereiche wie an der Buerelter- und Scholvener Straße oder die Feldhauser Straße in Höhe der Breiker Höfe in Zweckel. „Überall, wo es Wald, Weideflächen, Gewässer gibt, muss man mit Lurchen rechnen.

Der Eigentümer der Straße ob Gemeide, Kreis, Land oder Bund sind hier in der Verantwortung! 

Erdkröte ©Michael Korn

Aufruf zum „Krötenretten“ 2024

In den kommenden Wochen wird wie im letzten Jahr der Krötenzaun an der Berliner Straße durch den Zentralen Betriebshof Gladbeck errichtet. Zum ersten Mal wird auch ein zweiter Krötenzaun am Schloss Wittringen aufgestellt, um auch dort die Amphibien vor den fahrenden Autos zu schützen. Hier weisen auch in Kürze Krötenwarnschilder darauf hin achtsam zu fahren, um den Kröten die Chance zugeben sicher die Straße zu überqueren. Insbesondere für den Krötenzaun an der Berliner Straße werden wieder fleißige „Krötenretterinnen und Krötenretter“ gesucht, die Kröten morgens oder abends auf die andere Straßenseite bringen. Am Schloss Wittringen soll der Krötenzaun verstärkt vom ZBG betreut werden. Die Umweltabteilung der Stadt ruft daher Bürgerinnen und Bürger auf sich unter Tel: 02043-99/2503 oder E-Mail: carolin.reich@stadt-gladbeck.de zu melden, um die Krötenrettung an der Berliner Straße mitzugestalten. Grundsätzlich appelliert die Stadt Gladbeck an die Bürgerinnen und Bürger sich in der Nähe von möglichen Krötenwanderungsgebieten vorsichtig fortzubewegen und Hunde anzuleinen. Bei Rückfragen zum Thema Krötenschutz steht die Umweltabteilung gerne bereit.

Lurche unserer Heimat

Bergmolch Wassertracht©Michael Korn
Graschfroschpaar©Michael Korn

Lurche sind Wirbeltiere die einerseits auf dem Lande und anderseits im Wasser Leben können. Die Larvenentwicklung findet fast ausschließlich im Wasser statt. Zu den Amphibien gehören die Schwanzlurche ( Salamander, Molche) und die Froschlurche ( Kröten, Frösche. Von den Reptilien unterscheiden sie sich hauptsächlich durch die Feuchte unbeschuppte Haut und durch die Larvenstadien, die ganz an das Medium Wasser angepaßt sind. Die Lurche besitzen in ihrer Jugendentwicklung als Kaulquappe Kiemen und Flossen. Der Übergang zum Erwachsenenstadium wird als Metamorphose (Umwandlung) bezeichnet. Die Entwicklungsgeschichte der Amphibien beträgt rund 360 Millionen Jahre, Fische gingen an Land und entwickelten sich im Laufe der Evolution zu den Lurchen.

Auf der Erde gibt es circa 2600 Arten dieser Tiergruppe, wobei der überwiegende Teil in den Tropen beheimatet ist. In der Bundesrepublik Deutschland sind 20 Arten nachgewiesen, davon sind 11 Arten in ihrem Bestand bedroht! Für den Landesteil Westfalen sind 15 Amphibienarten zu nennen, etwa 8 Arten sind laut der Roten Liste NRW gefährdet. Die Situation der Kröten, Frösche und Molche für das Stadtgebiet Gladbeck stellt sich wie folgt da. Nach eigenen Beobachtungen und durchforsten der vorhandenen Fachliteratur wurden folgende Amphibien nachgewiesen. Froschlurche: Erdkröte, Kreuzkröte, Grasfrosch, Grünfrosch – Komplex. Schwanzlurche: Teichmolch, Bergmolch und Kammolch.

Eine Folge der Mensch gemachte Eingriffe ist der jährliche Straßentod von Erdkröte Grasfrosch und Co. Die Zerstückelung der Landschaft durch den Straßenbau macht die Laichwanderung der Lurche zum russischen Roulett! Etwa Mitte März erwachen die ersten Lurche wie z. B Erdkröte , Grasfrosch oder Berg – und Teichmolch aus der Winter starre , sie wandern dann zu ihren Laichplätzen um sich fortzupflanzen . So auch in Gladbeck. Kreuzt der Wanderweg aber eine Straße bedeutet das fast das sichere Todesurteil für die Lurche, sie haben in ihrer Entwicklungsgeschichte von 360 Millionen Jahre leider nicht die Erfindung des Automobils mit eingeplant. Die Bestände der einheimischen Lurcharten nehmen durchweg ab! Auffallend ist das mittlerweile sogar anspruchslose und bislang häufige Amphibien wie Erdkröte, Grasfrosch, Berg – und Teichmolch den Rückzug angetreten haben.

Der ehrenamtliche Naturschutz, versucht diese Probleme in den Griff zu bekommen! Durch das Aufstellen von Krötenzäunen, bei Straßen Neubau, wobei der Naturschutz bei der Planung mit eingebunden wird und dafür sorgt das Krötentunnel und Leiteinrichtungen mit Eingebaut wird. Oder durch den Schutz vorhandener Kleingewässer, des weiteren mit der Neuanlage von Ersatzgewässern. Einige Probleme werden bei der Diskussion in der Öffentlichkeit leider immer wieder verdrängt! Ohne Schutz intakter Sommer – und Winterlebensräume ist das Überleben der Lurche nicht gesichert! Es ist ein Fehler zu glauben mit der Anlage von Teichen den Bestand auf Dauer zu erhalten. Es kann nicht jede Straße, wo Laichwanderungen stattfinden, von ehrenamtlichen Kräften betreut werden, das ist bei der geringen Zahl von Mitstreitern unmöglich! Die Tiere wandern leider nicht so wie der Mensch es gerne hätte, das bedeutet die Laichwanderung kann einige Tage oder Wochen dauern. Vergessen wird bei dieser Thematik des Öfteren das die Wanderungen nicht nur im Frühjahr stattfinden, sondern es gibt auch Bewegungen vom Laichgewässer zum Sommer – und Winterlebensraum und nach Beendigung der Larvenentwicklung wandern auch die Jungtiere der Kröten und Frösche.

Michael Korn

Amphibiensterben in Gladbeck

Erdkröten©M.Korn
Amphibiensterben Burgstr.©M.Korn
Erdkröte ©M.Korn
Krötenzaun Berliner Str. © M.Korn

Michael Korn vom Nabu in Gladbeck sieht: Amphibien sterben zu hunderten in Wittringen den Straßentod. Der Fachmann schlägt Lösungen vor. Wer Gutes tun will, braucht häufig vor allem eines: Kröten. Denn am lieben Geld scheitert so manches Projekt. Das befürchtet auch Michael Korn aus Gladbeck. Der Vertreter des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) beobachtet im Umfeld des Parkplatzes am Wasserschloss Wittringen ein erschreckendes Erdkrötensterben – und schlägt Lösungen vor. In der Verantwortung sieht der Fachmann die Stadtverwaltung. Für ihn ist sonnenklar: „Wenn man von Natur- und Artenschutz spricht, dann haben selbstverständlich auch Amphibien eine Lebensberechtigung.“ Sie fressen Insekten und sind ein Glied im Ökosystem. Außerdem, so betont der Gladbecker: „Wir haben das so genannte Tötungsverbot.“ Also niemand darf einem Tier ohne vernünftigem Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Gladbeck: Eine Schranke oder eine Straßensperrung könnten das Problem lösen Korn erklärt: „Was viele Menschen nicht wissen: Erdkröten wandern nur zur Laichzeit ins Gewässer, ansonsten leben sie im Wald oder in Parkanlagen.“ Dann bekomme der Mensch sie selten zu sehen – was allerdings bei vielen Zeitgenossen nicht gerade Entzücken hervorruft. „Bei Igeln sagen Menschen eher: ,Wie niedlich’“, sagt der Nabu-Experte. Der Anblick von Amphibien lasse hingegen so manch’ einen zusammenzucken. So ergeht es Michael Korn, bildlich gesprochen, wenn er zuhauf platt gefahrene Erdkröten auf der Burgstraße und auf dem Parkplatz am Wasserschloss Wittringen sieht – oft vielmehr gesagt das, was von den Tieren übrig geblieben ist, nachdem Autos sie überfahren haben. Der Nabu-Mann erzählt: „Als ich jetzt den Parkplatz begangen habe, habe ich in einer halben Stunde ungefähr 80 tote Kröten gezählt, die noch halbwegs als Tiere erkennbar waren.“ Wenn er die Flecken auf dem Asphalt zähle, die einmal eine Amphibie waren, dann komme er auf mehr als 100, ja fast 200 Exemplare. Und Tag für Tag sterben in diesem Bereich unzählige weitere Erdkröten, Grasfrösche, Berg- und Teichmolche den Straßentod. Die Zahl der Optionen zum Schutze der Amphibien ist begrenzt Aus Expertensicht „eine Folge vom Menschen gemachten Eingriffe in die Natur“: „Die Zerstückelung der Landschaft durch den Straßenbau macht die Laichwanderung der Lurche zum russischen Roulette!“ Aber was tun? „Einen Krötenzaun um den kompletten Parkplatz Haus Wittringen zu montieren, ist nicht durchführbar“, räumt Korn ein. Er schlägt als Ausweg aus der Situation vor: die Sperrung des Parkplatzes in den Abendstunden zu den Zeiten der Laichwanderung – für mindestens vier bis sechs Wochen. Das könnte beispielsweise eine Schranke bewerkstelligen.Aber: Das kostet Geld für Personal und Unterhaltung. Die Schranke muss nicht nur installiert, sondern auch geöffnet und geschlossen werden. Andere Optionen, beispielsweise ein Krötenschutzzaun wie an der Berliner Straße, seien auf dem Parkplatz unmöglich: „Da ist alles behindertengerecht.“ Ein Slalom für eingeschränkte Besucher darf nicht sein, die Barrierefreiheit muss gewährleistet sein. Michael Korn verweist auf die rechtlichen Grundlagen: „Straßensperrungen sind eine wirksame Schutzmaßnahme für wandernde Amphibien. Dazu werden betroffene Straßenabschnitte während der Hauptwanderung für den Verkehr gesperrt. Je nach Wandergeschehen können unterschiedliche Sperrungen notwendig sein. Die meisten Straßensperrungen schützen die Frühjahrswanderung der Amphibien. Dazu müssen die entsprechenden Straßenabschnitte während der Hauptwanderzeit in den Abend- und Nachtstunden (19 bis 6 Uhr) für den Fahrzeugverkehr gesperrt werden.“ Zudem könnten, um die Abwanderung der Jungtiere in den Sommermonaten zu schützen, auch Straßensperrungen am Tage notwendig sein. „Die Möglichkeit der Straßensperrung aus Gründen des Artenschutzes ist in der Straßenverkehrsordnung geregelt“, so Korn. Es bestehe das Recht zur Beschränkung des Verkehrs „hinsichtlich örtlich begrenzter Maßnahmen aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes“. Die zuständige Verkehrsbehörde müsse solch’ eine Straßensperrung genehmigen und festlegen. „Voraussetzung ist meist das Vorhandensein einer zumutbaren Umleitungsstrecke. Erfahrungsgemäß ist diese Maßnahme nur bei Straßen mit geringem Verkehrsaufkommen realisierbar“, meint Michael Korn. Mancherorts erfüllten mobile Sperrbarken ihren Zweck. Der Kenner der Materie unkt aber auch: Diese Hindernisse werden häufig umfahren. Wirkungsvoller seien also fest eingebaute Schranken oder Pfosten – eine Überlegung, die zwangsläufig wieder zum Thema „Kosten“ führt. Was als schnelle Hilfe möglich sei: eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Michael Korn: „Man könnte Schilder mit einem Tempolimit aufstellen.“ Aber auch dieser Schritt muss genehmigt und gegebenenfalls kontrolliert werden. Bleibt die Frage: Was ist den Verantwortlichen der Krötenschutz wert? Die Stadtverwaltung will sich zu diesem Thema noch äußern. An der Berliner Straße wurde zeitlich befristet ein Krötenschutzzaun aufgestellt Damit Kröten auf ihrer Wanderschaft in der Laichzeit nicht unter die Räder kommen, haben die städtische Umweltabteilung und der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG) neulich an der Berliner Straße einen Schutzzaun installiert. Dafür standen aus dem Topf für Innovation City etwa 1000 Euro zur Verfügung. Die Konstruktion besteht aus einem ungefähr wadenhohen 30 Meter langen Zaun auf beiden Seiten der Straße in der Höhe der Feuerwache. Die Kunststoffhürde ist kombiniert mit jeweils sechs Eimern, die in die Erde eingelassen sind. In die Behältnisse purzeln die Amphibien auf ihrem Weg. Dann kommen „menschliche Taxis“ ins Spiel: Ehrenamtliche Kräfte nehmen die Tiere aus den Eimern und tragen sie über die Berliner Straße zum Laichgebiet „Quälingsteich“ sowie retour in den angrenzenden Bach. Kröten und Frösche sollen heil vom Bach zum Quälingsteich und retour gelangen Zweimal täglich – optimal: morgens und abends – nehmen Helfer die Kröten, Molche und Laubfrösche aus den Kübeln. Scheu müssen die Retter nicht haben, denn die Amphibien sind trocken und warm, überhaupt nicht glitschig und kühl, wie ein weit verbreitetes Vorurteil behauptet. Während der Krötenzaun an der Berliner Straße zeitlich begrenzt installiert ist, gäbe es da auch noch die Alternative einer dauerhaften Maßnahme. Doch so etwas ist laut Fachmann Michael Korn wegen der Kosten wahrscheinlich utopisch. Er erklärt: „An dieser Stelle wäre ein unterirdischer Durchlass erforderlich – und der ist richtig teuer.“ Korn rechnet mit mindestens 500.000 Euro. Aber: „Die Frage der Zuständigkeit muss geklärt werden. In welchem Haushalt wird dieser Posten gebucht?“ Stadt, Kreis...? Sicherlich könne man irgendwo Fördergelder beantragen, meint Korn. Doch neben den Kosten ist seiner Ansicht nach zusätzlich zur Umsetzung der zeitliche Aspekt nicht zu unterschätzen. Ein permanenter Amphibienschutz lässt sich nämlich wegen des baulichen Aufwands nicht mal eben hopp-la-hopp realisieren. Korn meint: „Das braucht bestimmt zwei Jahre Planung.“

Quelle: WAZ Gladbeck Svenja Suda