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Freitag, 19.04.2024

Fledermäuse unter Gladbecks Dächern

Zwergfledermaus©Michael Korn
Fledermausquartier Dachverkleidung©Michael Korn
Zwergfledermaus Invasion©Michael Korn

Zwergfledermäuse die heimlichen Untermieter

Seit Jahrhunderten leben Fledermäuse in nächster Nähe zum Menschen. Ihre Quartiere befinden sich in vielerlei Bauwerken, die den Kobolden der Nacht Schutz vor ihren Feinden und den Widrigkeiten der Witterung bieten. So wichtige Lebensabläufe wie die Geburt und die Aufzucht der Jungtiere (in den Wochenstubenquartieren), die Paarung und für einige Arten auch der Winterschlaf finden in Gebäuden statt. Geeignete Quartiere werden über Jahre, sogar Jahrzehnte wieder aufgesucht und entwickeln sich zu dauerhaft genutzten Traditionsquartieren. Ein Fledermausquartier kann Einzeltiere oder kleinere Fledermausgruppen beherbergen, aber auch größere Kolonien mit mehreren Hundert Tieren sind möglich.

Unsere heimischen Hausfledermäuse können in und an Gebäuden nahezu überall erwartet werden. Einige Arten, z. B. die Mausohrfledermäuse, hängen frei im Firstbereich und lassen sich leicht feststellen. Andere machen es dem geneigten Betrachter durch die Wahl der Verstecke in Dachschalungen, in Dachunterzügen oder Balkenkehlen umso schwieriger. Viele Fledermausarten nutzen sehr häufig auch von außen zugängliche Spalten an Gebäuden. Die Einflüge befinden sich in der Regel an der Unterkante der Verkleidung. Mehrere Indizien weisen auf ein Quartier von Fledermäusen hin; man muss diese Spuren nur deuten können.

Die Zwergfledermäuse haben die Angewohnheit, vor dem Einflug ins Quartier Kot an der Wand oder an einer Fensterscheibe zu platzieren. Der Kot sind kleine schwarze Krümel, die Ähnlichkeit mit Ausscheidungen von Mäusen besitzen, der Fledermauskot ist aber weicher, und die unverdaulichen Bestandteile der Insektennahrung treten deutlich hervor. Beim Absetzen von Urin an der Hauswand werden durch Abtrocknungsprozesse die Salze auskristallisiert, die als dünner weißer Streifen dann hervortreten. Um die Flughäute geschmeidig zu halten, werden diese von den Fledermäusen mit einem Drüsensekret eingefettet, das sich vereinzelt auch an der Wand im Bereich des Einflugloches absetzt und als kleine dunkle Flecken hervortritt. Auch die akustische Wahrnehmung ist wichtig bei der Auffindung von Fledermausquartieren. Krabbelgeräusche unter Fensterbänken oder in Rollladenkästen können auf Fledermäuse als Untermieter hinweisen. Die Sozialrufe der Kobolde der Nacht sind auch für menschliche Ohren wahrnehmbar; ein leises Fiepen ist zu vernehmen. Bevor die Flattertiere ihre Unterkunft besetzen, wird vor dem Fledermausquartier ein schwärmendes Flugverhalten an den Tag gelegt.

Nach der Bundesartenschutzverordnung gehören alle heimischen Fledermäuse zu den besonders geschützten Arten und damit in die höchste Schutzkategorie. Die Wohnstätten dieser Arten dürfen laut § 20 f Bundesnaturschutzgesetz weder beschädigt noch zerstört werden. Wenn Probleme mit Fledermäusen an Gebäuden auftreten, sollte mit Toleranz und Rücksichtnahme gegenüber dem Mitgeschöpf Fledermaus gehandelt werde, denn das Zusammenleben ist zum gegenseitigen Nutzen beider. Die Zwergfledermäuse bekommen ein Zuhause, ihre Wohnungsmiete begleichen sie durch das Fressen von Mücken und anderen Plagegeistern!

Der Fledermausschutz und seine örtlichen Ansprechpartner haben sich den Schutz dieser Tiergruppe auf die Fahnen geschrieben. Auch wenn es im Zusammenleben zwischen Fledermäusen und Menschen an Gebäuden zu Konflikten kommt, wollen wir keine Lösungen erarbeiten, die im Endeffekt die Entfernung der Fledermäuse, die Tötung der Tiere oder die Quartierzerstörung herbeiführen.

Michael Korn